Categories: New York

I’m walking just down the streets…

Ich habe gerade eben meinen Bericht zurecht gebastelt. Jedes Mal nachdem dies geschehen ist und ich die geschriebene Zeilen zum ersten Mal durchlese bin ich geradezu davon beeindruckt, wie viele Rechtschreibfehler ich in so wenigen Sätzen unterbringen konnte. Auch der Satzbau scheint stellenweise richtig abenteuerlich. Autokorrektur und Tippfehler schließen diese kreative Wort- und Satzkomposition schließlich ab. Nur mit dem Lesen wird’s dann schwierig. Falls jemand unsere Reiseberichte trotzdem zu lesen versucht haben sollte, bitte ich entsprechende Fehler zu entschuldigen. Aber seht es doch so, sie geben euch – als geneigten Lesern – die Möglichkeit zu interpretieren, was das geschriebene Gefasel denn bloß nur bedeuten könnte. Moment… noch eine Prise Bilder in den Text. Fertig!

Tanja ist wach geworden. Nur leider kann sie sich, nicht so sehr wie ich, an dem herausragenden Wetter mit Sonne und strahlendblauem Himmel erfreuen. Ihr geht es nicht gut, weil sie Bauchschmerzen hat. Glücklicherweise vereist Tanja aber niemals ohne Hausapotheke, die dieses Mal jedoch zugegebenermaßen recht überschaubar ausgefallen ist. Trotzdem zückt sie natürlich sofort die richtigen Tabletten aus einer Tüte. Nachdem sie sie geschluckt hatte, wartet sie nun im Bett liegend darauf, dass baldige Besserung eintritt. Irgendwie ist das Essen hier doch etwas, woran wir uns erst noch gewöhnen müssen. Selbst bei vegetarischem Essen wird an Fett stets nicht gespart. Das war bei Tanjas Veggie Burger mit Parmesan Fritten gestern im Hardrock Cafe leider nicht anders. So streikt Tanjas Magen nun heute.

Ampel in New York.

Die Zeit vergeht und es wird nicht besser. Jetzt kommt bei ihr Unmut darüber auf, dass sie den heutigen Tag vielleicht nicht ganz so gestalten könnte, wie wir es eigentlich geplant hatten. Schließlich bekomme ich von ihr den Auftrag, Salzstangen und Cola zu kaufen… und tatsächlich gibt es in dieser Stadt mit Kaffee für 6 Dollar auch einen Supermarkt in der Nähe, wo es solch profane Dinge zu kaufen gibt. Also mache ich mich auf… Wow, was für ein tolles Wetter!Als ich in der Sonne an der Ampel stehen bleibe spüre ich die wärmende Wirkung ihrer Strahlen. Dann schaue ich wieder zur Ampel, die gerade auf „Hand“ springt. Das bedeutet, ich hab jetzt während der „Grün“-Phase – das bedeutet die mahnende Hand hier nämlich – kurz stehend in der Sonne gedöst. Egal es gibt Schlimmeres und außerdem habe ich eine Mission. Die Ampel springt auf ein loslaufendes Männchen, was ich ebenfalls auch sofort tue. Trotzdem gibt mir eine die Sekunden herunterzählende Zeitanzeige sofort die Info mit auf den Weg wieviel oder eher wiewenig Zeit mir verbleibt, die Straßenüberquerung zu beenden. Denn diese blubbernden 3-Tonnen-Trucks mit zierlichen Persönchen am Steuer earten schon nur so darauf, losdonnern zu können. Geschafft, als die SUVs aufspurten bin ich in Sicherheit.

Ich kaufe ein paar Sachen für Tanja und für mich zum Frühstück. Bagels und Frischkäse, eine kleine Flasche Orangensaft, Kekse, Obst: 45 Dollar. Bäm! Günstig ist hier in Downtown New York jedenfalls nichts! Wieder stehe ich an der Ampel und schaue dabei zu, wie der Schnee mit kleinen Baggern in einen Container verfrachtet werden. So entledigt sich die Stadt wohl zügig ihrer Schneeberge des letzten Blizzards. 10 Minuten später bin ich bei Tanja im Zimmer zurück. Als ich sie sehe, ist mir sofort klar, dass ich heute allein unterwegs sein werde. Sie sieht richtig krank und erschöpft aus. Noch dazu fühlt sich ihre Stirn bedenklich warm an. Sie teilt meine Einschätzung und möchte versuchen, sich durch Schlaf schnell auszukurieren. Ich verspeise mein kostbares Frühstück im Zimmer von dem ich einiges für sie – falls es ihr später wieder besser gehen sollte – in das Rappelding bzw. Kühlschrank packe. Ungern gehe ich so los, weil ich mir Sorgen mache… außerdem wäre es so viel schöner, wenn sie mitkommen könnte. Aber sie sagt, ich sollte mich doch einfach auf den Weg machen. Für sie wäre es noch viel schlimmer zu wissen, dass wir beide in diesem Zimmer schmachten müssten. Also gut, zur Sicherheit hab ich ja mein Handy dabei, falls etwas sein sollte.

Mein erstes Ziel ist die Stock Exchange, Wall Street. Auf dem Weg zum wohl bedeutendsten Finanz-Hotspot bemerke ich, dass die Straßen zwischen den hohen Gebäuden immer enger werden. Es ist so sonnig, eigentlich. Hier unten merke ich davon jedoch recht wenig. Ich fühle mich wie ein kleines Insekt, welches durch ein erntereifes Kornfeld krabbelt. Und in dem Gebäude, vor dem ich jetzt stehe wird auch geerntet, zumindest von einigen: tausendfach, millionenfach, billionenfach… keine Ahnung wieviele Nullen die Beträge haben mit denen hier pro Tag gehandelt werden: Der New Yorker Börse.

Wall Street Besuch: NY Stock Exchange.

Einiges fällt mir hier auf: Dem Gebäude ist kaum Luft gelassen, es wirkt eingezwängt. Ich frage mich, ob man es vom Hubschrauber aus überhaupt richtig erkennen könnte. Die Säulen und der Sockel, auf dem sie stehen, wirken etwas unecht. Sie sehen so aus, als ob sie nichts zu tragen hätten, sondern als Deko an der Fassade nachträglich angebracht wären. Und wo sind eigentlich diese hektischen Banker, von denen ich erwartet habe, sie spätestens hier in ihrem ureigenem Refugium anzutreffen? Bis auf wenige einzelne Exemplare sind mir bisher aber keine begegnet. Sieht man sie nur in dem kurzen Timeslots in den U-Bahnen auf ihrem Weg zur Arbeit oder nach Hause? Hier vor der New Yorker Stock Exchange wirkt es nämlich abermals sehr ruhig. Ohnehin erscheint mir New York an den meisten Stellen vergleichsweise entspannt. Dies muss wohl an der Jahreszeit und folglicher Nebensaison liegen. Der frostige Wind scheint die Mühlen der Stadt ein wenig langsamer laufen zu lassen. In Bankenviertel der Frankfurter City sind die Gebäude vielleicht nicht so hoch, aber der Verkehr ist dort zur winterlichen Rush Hour – subjektiv empfunden – deutlich aggresiver. Wobei das durchaus positiv gemeint ist und für mich den Zugang zu dieser Stadt bei unserem ersten Besuch un meinem Streifzug per pedes sehr erleichtert. So wird in mir die Lust und Neugierde entfacht, die Stadt auf eigene Faust zu entdecken. Bei den gemachten Beschreibungen ignoriere ich auch die Tatsache, dass mich ein Spaziergang durch ein paar Blocks von Downtown New York selbstverständlich nicht dazu befähigt, solch eine große Stadt auch nur annähernd representativ zu beschreiben. Das möchte ich aber auch überhaupt nicht. Es ist eine ganz subjektiv geschilderte Momentaufnahme mit meinen ganz persönlichen Eindrücken.

Eichhörnchen im Battery Park.

Weiter geht’s in Richtung Battery Park, um mich dort bei noch immer unschlagbar schönem Wetter von zahmen Eichhörnchen in Richtung Staten Island Fährstation begleiten zu lassen.Die Fährüberfahrt ist kostenlos, weil diese auch von unzähligen Pendlern für ihre Arbeitsfahrten genutzt wird. Es stehen sehr viele Leute vor den Toren, aber als diese sich öffnen, scheinen sich alle sofort auf der großen Fähre schnell zu verteilen. Man erkennt auf einen Blick, wer zu touristischen Fraktion gehört und wer nicht. Menschen, die diesen Weg täglich fahren, müssen selbstverständlich nicht mehr jeden an der Freiheitsstatue vorbeigefahrenen Meter dokumentieren. Ich hingegen schon. Wenn es das Wetter nun schon so gut meint, dann muss das auch festgehalten werden. Mir fällt es überhaupt nicht schwer, ein Platz an Deck im Freien zu finden… ganz ohne Gedränge an der Reling oder sonstwo.

Die Freiheits Statue zieht vorbei.

Dann zieht sie an mir vorbei, stolz reckt sie ihre Fackel in die Höhe dort oben auf ihrem sternförmigen Sockel. Und ich mache diese Bilder, die in ihrer Einzigartigkeit freilich kaum zu überbieten sind. Als Erinnerung an unseren USA-Urlaub hingen taugen sie äußerst gut. Dann stelle ich fest, dass ich mein Stirnband verloren habe. Mist. Ein Hoch auf Tanjas Strickexpertise. Ohne ihren Loop-Schal und Mütze wäre ich auf Deck dieser Fähre aufgeschmissen, so wie es mir hier um die Ohren braust. Schließlich kommen wir nach etwa einer halben Stunde auf Staten Island an. Ich brauche nichts anderes machen als auszusteigen und direkt zur nächsten Rückfahrt-Fähre durchzulaufen. So bin ich 5 Minuten später bereits wieder auf dem Weg nach New York. Herrlich.Die Fähre hat diesmal jedoch kein Außendeck, was aber nicht so schlimm ist, weil ich entsprechende Aussicht ja schon auf voriger Fahrt genießen konnte. Nicht einmal eine Stunde nach Abfahrt betrete ich wieder den Boden Manhattans und war begeistert vom gemachten  Fahrt-Erlebnis. Es ist nicht nur toll, die Freiheitsstatue, sondern auch die Stadt auf einer Insel und aus anderer Perspektive zu sehen. Das hat seinen Reiz, noch dazu weil das – wie bereits erwähnt – zur Abwechslung einmal gar nichts gekostet hat.

Ein Straßenzug in New York.

Nun geht es weiter zur Brooklyn Bridge. Ich möchte sie in ihrer Mitte zwischen den Fahrstreifen für Autos überqueren. So präsent sind mir ihre Motive in Erinnerung geblieben, die in den 80er Jahren sogar als Fototapete recht beliebt gewesen sind: Die Brooklyn Bridge im Vordergrund, New Yorks Skyline mitsamt der Twin Towers im Hintergrund. Aber es wird mir schnell klar, dass man in New York nicht von „eben mal rüberlaufen“ sprechen kann, nur weil das vom One World Trade Center Observatory gestern alles so nah ausgesehen hat. Das dauert schon alles eine Weile. Aber es macht auch Spaß, das Treiben um mich herum auf mich wirken zu lassen: Hochhaus-Szenerien, welche je nach Perspektive immer wieder anders aussehen, sich in immer größere Höhen hintereinander aufstellen und dabei durch ihre Fassadengestaltung sofort erkennen lassen, zu welcher Zeit die zugehörigen Gebäude wohl erbaut wurden.Was ich höre klingt typisch nach Stadt, wie das Geräusch- Schnipsel was in Filmen immer eingebaut wird, um akustisch zu symbolisieren, dass der Film gerade in der Großstadt spielt. Aber auch diese leckeren Gerüche jener kleinen fahrenden Speisekarten, die einem an jeder Ecke den Duft einer anderen Köstlichkeit in die Nase kriechen lässt.

Brooklyn Bridge vor beeindruckender Kulisse.

Nun stehe ich an einer Treppe, die mich auf die Brooklyn Bridge führt. Oben angekommen, erhalte ich an diesem Abend, das Geschenk eines tollen Sonnenuntergangs direkt an der Brücke mit Blick auf die Stadt. Es ist genau das Motiv, welches schon in so vielen Filmen zu sehen war. Ich sage innerlich „Danke!“, für dieses so schöne abendliche und atmosphärische Bild. Jetzt muss ich aber zurück zum Hotel. Ich hoffe sehr, dass es Tanja wieder besser geht, damit sie mich morgen wieder begleiten kann. Die Sonne hat sich nun auch hinter den Hochhäusern versteckt und lässt es hier mit dem kräftigen Wind über den East River ziemlich kühl werden. Ich gehe los und lasse mich dabei auf dem recht vollen Fußgängerweg regelmäßig von Fahrradfahrern wegklingeln, da der Weg eigentlich streng für Fußgänger und Drahtesel unterteilt und dies auch entsprechend eingezeichnet ist. Der Weg durch die Stadt zurück wirkt von der Kälte mal abgesehen regelrecht romantisch. Ich beschließe die Eindrücke meiner Tour Tanja zum Valentinstag mitzubringen. Im Zimmer angekommen sehe ich schließlich sofort: Ihr geht es wieder besser und so geht der Tag zumindest versöhnlich zu Ende.

Andreas

Wow 5 Wochen!!! Nach der Hochzeitsreise von Tanja und mir vor drei Jahren in Neuseeland dachten wir eigentlich, dass wir nicht wieder die Gelegenheit bekommen würde nochmal ähnlich lange am Stück auf Reisen zu gehen. Doch sie kam erneut und wir werden sie nutzen, um die Ost- und Westküste der USA sowie Hawaii zu besuchen. Es lässt sich kaum beschreiben, wie sehr wir uns darauf freuen.

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Andreas

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