Categories: Death Valley

Durch das Tal des Todes…

Heute reisen wir ab. Wieder einmal. Nur diesmal fliegen wir nicht, sondern bleiben bei der Weiterreise mit dem Reifen unseres Autos auf dem Boden der Tatsachen. Das Ziel ist DIE Glücksspiel-Metropole überhaupt: Las Vegas. Und es ist die Stadt von der manche behaupten, dass sie eine der ersten Geisterstädte der Neuzeit werden würde. Denn sie liegt nicht direkt an einem Fluss und ihren Strom wie ihr Wasser bezieht sie aus dem nahegelegenen Lake Mead und dem Lake Powell. Diese verlieren jedoch Jahr für Jahr an Wasser während der Strombedarf dagegen kontinuierlich steigt.

Doch bevor wir in Las Vegas ankommen geht es erst einmal an einen der heißesten Orte dieser Erde: Mitten hinein ins Death Valley. Momentan sind wir aner noch in Beverly Hills und suchen in den Räumen unseres Apartments gemütlich unsere Sachen zum Einpacken zusammen. Das ist das Gute bei der Reise mit dem Auto; wir müssen nicht ganz penibel genau darauf achten, was exakt wo verstaut werden muss und wie schwer etwas ist. Übergepäck und Platzmangel gibt es bei unserem 7-Sitzer ja zum Glück nicht. Als wir alles verstaut haben wollen wir uns kurz verabschieden. Marleen ist noch im Bad und Georg nicht im Haus. So verabschieden wir uns von Reinhard und sagen ihm und der Silver Box Goodbye.

Der Pacific Coast Highways in der Nähe von LA.

Wir steuern nicht direkt das Death Valley an, sondern möchten erst noch zumindest einen kleinen Teil des Pacific Coast Highway entlang fahren. Kaum sind wir gestartet verfahren wir uns prompt. Wurscht! Wie schön ist es doch ohne Zeitplan unterwegs zu sein. Jetzt fließen wir mit dem Verkehr und mit Google Maps Unterstützung zielstrebig an großen Staus vorbei direkt in den Strom des Highways direkt am Pazifik. Er verwandelt sich jedoch schon bald zu einer sehr reizvollen Strecke direkt am Wasser. Wir machen am Will Rogers State Beach eine erste Pause und laufen über den nicht nur für die Beachvolleyballfelder präparierten Sand. Hier lässt sich es wirklich leben. Der Strand ist traumhaft und riesengroß. Es ist heute zwar ein wunderschöner Tag, der sich bei so viel Sonne absolut wie Frühling anfühlt, trotzdem zieht es heute oder zumindest gerade jetzt und vermutlich wegen den noch frischen Temperaturen, einer starken Brise und zu hohen Wellen nicht allzu viele Menschen hierher.

Wir genießen ein wenig die Sonne während wir den Strand entlangspazieren. Auf der einen Seite sehen wir Malibu Beach, mit den aus Baywatch bekannten Lifeguard-Häuschen, auf der anderen Seite des Strands ist LA gut zu sehen. Viele erzählten uns vor unserer Abreise von dem viel zu großem Moloch Los Angeles oder verknüpfte solche Aussagen sogar mit der Frage, warum wir denn bloß dort hinwollten? San Francisco sei doch so viel sehenswerter! Nach unseren vier Tagen in dieser Stadt, können wir zumindest sagen, dass wenn man sich an den richtigen Orten aufhält und natürlich insbesondere für Filmbegeisterte, LA sehr viel zu bieten hat. Selbst Tanja meint bevor wir aus Los Angeles abreisten, dass wir unbedingt noch einmal zurückkehren sollten, um noch weiter in die Welt des Films abtauchen zu können. Und ich?… wäre natürlich sofort dabei! Vielleicht klappt das ja mal bei einem Comic Con Besuch in San Diego, mal sehen.

Unserem Auto stehen noch Strapazen bevor.

Wir steigen wieder ins Auto und shufflen unsere schon in Deutschland zusammengestellte und heruntergeladene USA-Playlist vom Handy um sie auf der „Anlage“ im Auto abzuspielen. Ich würde so gerne behaupten, dass das richtig Laune macht, aber irgendwie klingt das gerade als hätte jemand nicht nur sein Strandradio im Kofferraum liegen lassen, sondern auch noch einige Handtücher direkt über dessen Lautsprecher gestapelt. Bescheidene Leistung denke ich in dem Moment, als ich unseren Mustang aus Florida zu vermissen beginne. Wir verlassen die großen Straßen und ein vergleichsweise grünes Los Angeles. Ja richtig grün! Die Hesses leben hier ja nun schon seit einiger Zeit aber sie meinten, dass sie noch niemals einen so regenreichen Winter erlebt hätten. Selbst das Hollywood-Zeichen wirkte gestern fast so als stehe es auf gepflegten grünen Rasen.

Typischer Streckenabschnitt der 5stündigen Fahrt.

Das ändert sich jedoch schnell nachdem wir erst einmal über die große Brücke Hoover Talsperre,gefahren sind. Die Landschaft wird zunehmen trockener. Während wir auf unserer über 5-stündigen Fahrt Richtung Death Valley fahren scheint die Anzahl anderer Verkehrsteilnehmer mit der Qualität der Straße direkt zu korrelieren, beides nimmt jedenfalls rapide ab. Und so wie uns auf ewiger Fahrt mal ein Auto entgegen kommt, scheint sich auch mal ein Teilstück glatt geteerte Straße auf unseren Weg verirrt zu haben. Ich erschrecke mich geradezu von der zwischenzeitlich einsetzenden Ruhe. Aber wenigstens bedeutet dieses Geräusch-Intermezzo eine Abwechslung, wenn auch nur akustischer Art.

Züge sind hier unglaublich lang.

So atemberaubend schön diese unglaublich Weite auch ist, während man eine einzige Straße ohne Abfahrten zu Orten, Gegenverkehr oder sonst irgendwas entlangfährt, diese uns in Deutschland völlig unbekannte Monotonie macht einfach müde. Völlig unerheblich wieviel Schlaf der Fahrer hatte oder wie fit wir uns fühlen. Eine ebenfalls schöne Abwechslung ist das schnelle Durchfahren von Camelback-Passagen, also für mich zumindest. Sie geben einem ein kurzzeitiges Achterbahn-Gefühl und den aufkommenden Wunsch dort sogar ein wenig schneller als mit 65mph (105km/h) darüber hinweg zu düsen. Das klingt langsam, aber bei dem Gekrieche der letzten Wochen und diesen Straßen kommt es mir plötzlich richtig schnell vor.

Ein Blick zurück auf die einsame Straße.

Endlich geht es einen Hang aufwärts. Denn das bedeutet, dass die Furnace Creek Ranch – auf der wir heute übernachten werden und die mitten im Nationalpark Death Valley liegt – nur noch etwa 80 km entfernt ist. Höchst außergewöhnlich ist, dass große Höhenunterschiede auf dem Weg dorthin nicht wie bei uns mit serpentinenreichen Strecken überwunden werden, sondern immer nur geradeaus. Beim Hinauffahren mag das ja noch unproblematisch sein, beim Herunterfahren führt es zu dem was Tanja und mir beim nächsten Fotostop in die Nase zieht.

Zum Größenverhältnis die Straße im Hintergrund.

Der beißende Gestank von heißgelaufenen Bremsen. Da ich nicht weiß, wie eine Motorbremse bei einem Auto mit Automatik funktioniert und ein Tritt aufs Bremspedal plötzlich so seltsame Geräusche macht, entschließe ich mich die Warnschilder für Break Stops ernster zu nehmen, und noch ein paar weitere Foto-Stops auf dem Weg ins Tal einzulegen. Zumindest können wir die häufiger platzierten Warnungen, die Klimaanlagen auszuschalten, um PKWs vor dem Überhitzen zu bewahren ignorieren. Im Todestal Nevadas ist es im Februar/März allenfalls angenehm warm, aber nicht brütend heiß. Schon einen Monat später wird sich dies jedoch rasant ändern und die Temperaturen steigen leicht auf über 40 Grad.

Wir sind bester Laune als wir im Tal ankommen.

Das Tal ist von hohen Gebirgszügen umschlossen. Es liegt 86 m unter dem Meeresspiegel. Das heißt, hat es Wasser tatsächlich bis in dieses Tal geschafft ist es zum Verdunsten verdammt, da es auf dem Weg zum Meer nunmal nicht bergauf fließen kann. Wasser gibt es hier übrigens häufig nach jedem Winter, da die Gipfel der Berge die wir beim Einfahren ins Tal sehen nahezu alle Schnee auf ihren Kämmen tragen. Setzt die Schneeschmelze ein kommt es auch im Death Valley häufig zu Überschwemmungen. Auch wir sehen aufgestellte Hinweisschilder, dass manche Routen aufgrund von Überflutungen nicht befahrbar sind.

Death Valley und nicht die Sahara.

Wir passieren riesige Sanddünen von denen ich bisher dachte, dass sie nur in großen Wüsten wie der Sahara vorkommen würden. Sie sind wirklich mächtig und es ist sehr beeindruckend, so nah direkt an ihnen vorbeizufahren. Ein paar Minuten später haben wir die Ranch von Furnace Creek erreicht. Klasse wir haben es gerade noch geschafft vor der Dunkelheit anzukommen. Das Tal ist zwar Lichtschutzzone und es gibt nur wenig Orte auf der Welt, wo die Sterne ähnlich klar am nächtlichen Himmelszelt stehen. Dennoch kann ich mir gut vorstellen, dass die zurückgelegte Strecke weniger romantisch un noch um einiges anstrengender gewesen wäre, wenn wir sie ohne Tageslicht hätten meistern müssen.

Bei der Furnace Creek Ranch angekommen.

Der Check-In an der Ranch Rezeption ist schnell erledigt und so dürfen wir mit Zimmerschlüsseln bewaffnet am Saloon vorbei ganz an das Ende der Anlage zu unserem Quartier fahren. Uns erwartet ein schönes Zimmer mit Schaukelstühlen im Westernstyle auf unserem Balkon. Die Ranch hat Waschmaschinen und Trockner was uns in Anbetracht unserer bedrohlich wachsenden Schmutzwäsche-Säcke ganz gelegen kommt. Nur Laundry Powder fehlt noch. Aber das holen wir uns einfach im General Store auf dem Weg zu unserer Pizza und frittierten Champignons des Ranch eigenen Diners. Mehr als gut gesättigt geht es nun doch die Sterne bei Neumond bestaunend zurück zum Zimmer, um anschließend unsere Wäsche von fleissigen Maschinen reinwaschen zu lassen.

Jetzt haben wir erst mal richtig Hunger.

Beim Abholen der Wäsche plauschen wir noch ein wenig mit einem Mann, der schon seit ein paar Monaten im Death Valley unterwegs ist und auch noch einen weiteren dort verbleibt bevor es zu heiß wird. Er liebe fiesen Ort, weil er sich ständig ändert und ihn ständig wechselndes Sonnenlicht neu inszeniert. Dieser Teil seiner Erzählung klingt faszinierend. Auf den Teil zu Spinnen, Schlangen und Skorpionen hätte ich dagegen gerne verzichtet.

Gemütliches Schaukelstuhl-Poofen.

Wir kommen mit zwei schweren Klamottentüten zurück. Sie sind deswegen so schwer, weil die zwei funktionierenden von insgesamt vier Trocknern auf unbestimmte Zeit in Betrieb zu sein scheinen. Da aber alles sehr gut geschleudert wurde können wir unser Zimmer mit einer wild gespannten Wäscheleine vom Deckenventilatoren zu anderen höhergelegenen Punkten Raum schnell in einen Wald aus bunten Kleidungsstücken verwandeln. „Wie gemütlich!“ war der Gesanke mit dem ich einschlief.

Lagerfeuer-Atmosphäre auf der Western-Ranch.

Andreas

Wow 5 Wochen!!! Nach der Hochzeitsreise von Tanja und mir vor drei Jahren in Neuseeland dachten wir eigentlich, dass wir nicht wieder die Gelegenheit bekommen würde nochmal ähnlich lange am Stück auf Reisen zu gehen. Doch sie kam erneut und wir werden sie nutzen, um die Ost- und Westküste der USA sowie Hawaii zu besuchen. Es lässt sich kaum beschreiben, wie sehr wir uns darauf freuen.

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Andreas

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