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Von der Wüste in den Schnee

Die Sonne scheint irgendwie getönt ins Zimmer.

Angenehm warmes Licht fällt durch die Ritzen der Verdunklungs-Vorhänge. Es ist schönes irgendwie anderes Licht, Wüstenlicht… was für ein Quatsch, vermutlich hat es einfach damit zu tun, dass alle Fenster des Bellagio so dunkel verglast sind, dass sie keinerlei Einblick gewähren. Sowohl am Tag wie auch in der Nacht ist von den Zimmern wie von den sich in ihnen befindenden Personen von außen nichts zu sehen. Sie bleiben einfach dunkel, selbst wenn man sich bei eingeschaltetem Licht direkt vor den Fenstern befindet. Ansonsten wäre ein übergroßes Badfenster gegenüber dem Cesars Palace ja auch eher unglücklich.

Eine Badewanne, in die ich komplett reinpasse.

Ich dusche eigentlich eher, aber wenn wir schon einmal eine Yakuzi-Badewanne im Zimmer haben, dann wird die jetzt auch genutzt. Ein kurzer Anruf beim Frontdesk und schon bekommen wir einen kostenlosen Late Checkout, genug Zeit also für ein Bad. So geht Kundenservice. Ein wenig das Gewissen beruhigend ist, dass bei den großen Hotels solches Wasser zumindest nicht einfach ungenutzt in die Kanalisation fließt. Es ist Teil eines Kreislaufs. Es wird gesammelt und wieder aufbereitet.

Wieviel Wasser hier wohl verdunsten wird.

Anders verhält es sich bei dem Wasser, welches der Wüstensonne direkt ausgesetzt wird. Ohne dass dieses recycled werden könnte, verdunstet es rapide. In Las Vegas werden harte Strafen verhängt für Gartenbesitzer, die am Tag ihre Rasenflächen bewässern und Prämien für Leute die diese durch Steingärten ersetzen. So konnte der Wasserverbrauch in den letzten Jahren um ein Drittel reduziert werden. Trotzdem liegt der Pro-Kopf-Verbrauch bei 446 Litern pro Tag. In Deutschland sind es 120 Liter.

Sogar der Spiegel hat einen integrierten Fernseher.

Die Schaumberge meines Badewassers wachsen in ungeahnte Höhen und zwingen mich ärgerlicherweise dazu, die Yakuzi-Düsen auszuschalten. Ich lieg hier aber sowieso schon zu lange völlig faul herum. Jetzt wird es Zeit, es Tanja gleich zu tun und wild herum zu wuseln und zu kramen, also zu packen. Da es ja auf unserem Mini-Roadtrip wieder mit dem Auto weiter geht kann ich mich zum präzisen Packen erneut nicht motivieren.

Noch ein Spielchen vor der Weiterreise.

Der Checkout geht hier online über die Bühne.  Toll, denn so sitzen wir kurze Zeit später wieder im Auto. Irgendwie fühlt sich das jetzt auch wieder einigermaßen normal an. Denn nur bereits ein paar Minuten im Auto des prunklosen Bellagio-Parkhauses lässt die Erfahrung dieser Übernachtung bereits unwirklich erscheinen. Das ist einfach nicht unsere Welt. Und dennoch werden wir diese übermorgen wieder besuchen, wenn wir nach Venedig reisen.

Im Hooters ist nicht viel los.

Wir fahren nicht direkt los, sondern machen vorher noch einen Hooters-Stop, weil wir Hunger haben. Das ist sogar Tanjas Idee und ich meine den Wunsch einer Frau schlägt man natürlich nicht einfach so aus. Also lasse ich mich breitschlagen und gehen hinein um uns anschließend von Erika mit vegetarischen Burgern versorgen zu lassen. Es ist bereits halb zwei, als wir uns auf den Weg zum Grand Canyon machen.

Erika: Unsere Hooters Bedienung.

Unser Ziel ist das kleine The Grand Hotel direkt am Grand Canyon South Rim in etwa 2100m Höhe. Natürlich ist die Weite des Landes erneut spektakulär, aber auf die Dauer ebenfalls wieder sehr ermüdend. Tanja und ich wechseln uns mit dem Fahren ab. Zwei Mal fährt sie für eine Stunde, zweimal ich. Hin und wieder fahren wir wieder an den extrem langen Zügen vorbei. Sie werden meist von 4 Triebwagen gezogen und schleppen dabei so viele Containerwaggons, dass es Tanja und mir bisher nicht gelang, sie alle zu zählen. Ich frag mich echt, wie es ein solcher Zug schafft, überhaupt zu bremsen bzw. wie dieser es fertig bringt nach einem Halt wieder Fahrt aufzunhemen.

Es liegt Schnee als wir am Hotel ankommen.

Als wir uns Tusayan (der Ort in dem unser Hotel liegt) nähern, ist es schon lange dunkel. Tanja fährt und ärgert sich zu Recht äber nahezu jedes Auto, welches ihr entgegen kommt. „Haben die noch nie was von Abblenden gehört?“, schimpft sie. Und es ist wirklich so, Fernlicht haben fast alle zwar eingeschaltet, weil mir in dieser dorch relativ trostlosen Gegend ohne Beleuchtung und spärlichen Markierungen sonst auch kaum was sehen würde. Das man dieses bei Gegenverkehr auf normales Abblendlicht zurückschaltet, davon haben hier zumindest die meisten noch nichts mitbekommen. Endlich auf dem Parkplatz des Hotels angekommen steigen wir aus und der Winter hat uns wieder. Hier ist es kalt und überall liegt Schnee herum. Noch dazu ist noch Weihnachtsbeleuchtung an Bäumen und entsprechende Dekoration in einigen Fenstern zu sehen. Hier scheinen die Uhren wohl etwas langsamer als üblich zu laufen.

Kaminfeuer am Abend.

Das Einchecken geht schnell. Kaum haben wir die Schlüsselkarten an der Rezeption erhalten, treten wir in hübsches kleines Zimmer ein, welches im Bellagio wohl ins Bad gepasst hätte. Aber die Betten sind superbequem und wir fühlen uns pudelwohl. Wir wollen uns noch irgendwo etwas zu trinken holen und nutzen die Gelegenheit, ein wenig durchs leere Hotelgebäude zu streifen. Es hat ein wenig Sequoia-Lodge-Atmosphäre. Überall hängen ausgestopfte Köpfe von Wildtieren an der Wand und in der Lobby brennt gemütliches Kaminfeuer. Tanja zieht weiter in Richtung der hoteleigenen aber schon geschlossenen Shops und ich setze mich vor das Feuer und genieße das wärmende Knistern. Ich muss allerdings nach kurzer Zeit wieder aufspringen, weil ich hier sonst einschlafen werde. Außerdem suchen wir ja eigentlich nach etwas zu trinken. Im zweiten Stockwerk werden wir fündig: Ein Automat mit Getränken.

Ich schlage mich zum Getränkeautomaten durch.

Nur leider ist es kaum möglich, an diesen zu gelangen, weil der komplette Raum in dem er steht mit alten Fernsehern älterer Generation vollgestellt ist. Das war also mit den Schildern im Erdgeschoss gemeint, dass die im Hotel momentan im zweiten Stock stattdindenden Renovierungsmaßnahmen zu entschuldigen seien. Doch ich erfülle meine Mission und erreiche die Getränke. Müde vom langen Fahren laufen Tanja und ich zum Hotelzimmer zurück. Hotelfeatures zu nutzen wie Pool etc. ist heute für uns nicht mehr drin, das einzige Ziel ist das Bett.

Ein mächtiges Tier über dem Kamin.

Andreas

Wow 5 Wochen!!! Nach der Hochzeitsreise von Tanja und mir vor drei Jahren in Neuseeland dachten wir eigentlich, dass wir nicht wieder die Gelegenheit bekommen würde nochmal ähnlich lange am Stück auf Reisen zu gehen. Doch sie kam erneut und wir werden sie nutzen, um die Ost- und Westküste der USA sowie Hawaii zu besuchen. Es lässt sich kaum beschreiben, wie sehr wir uns darauf freuen.

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Andreas

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