Heute geht’s in die Südstaaten.

5 Minuten bevor der Wecker klingelt werden wir wach. Genug Zeit, den so hässlich klingenden Handy-Wecker auzustellen. Perfekt. Gemeinerweise habe ich den zweiten Wecker, mein iPad, dort hinten auf den Tisch gelegt. Das erfordert ein Aufstehen meinerseits, um den noch fieser klingenden zweiten Wecker ebenfalls auszustellen. Das mache ich natürlich umgehend, damit er gar nicht erst die Chance bekommt, nervig loszupiepsen. Immerhin meinte ich gestern zu dem Mann an der Hotel-Rezeption noch ganz von mir selbst überzeugt: „No, thank you. I don’t think that we need such a call“, auf seine Frage, ob wir einen Weckruf wünschen. Tanja und ich sind bestens vorbereitet und haben schon alles so weit wie möglich am Tag zuvor gepackt. So haben Tanja und ich den Komfort, es gemütlich angehen lassen zu können. In aller Ruhe duschen wir und verspachteln die letzten Dinge zum Frühstück aus dem Kühlschrank. Kurz vor 6 Uhr gehen wir aus dem Zimmer und ich sage Licht- und Geräuschkulisse lebewohl. Wobei ich wirklich sagen muss, dass seitdem ich Bescheid gab, mal unseren Kühlschrank in unserem Zimmer zu checken, dieser deutlich leiser zu sein schien. „Klack!“, die Tür fällt zu. Bevor wir unsere rollenden Kleiderschränke namens Koffer zum Aufzug schieben füllen wir uns noch unsere Flaschen mit dem Wasser der kostenlosen Wasserpender auf dem Gang ab. Der Checkout erfolgt schnell und eine nette Dame im Foyer wartet bereits auf uns.

Diese sollte uns dann in dem von uns am gestrigen Abend an der Rezeption resverierten Airport-Shuttle zum Flughafen bringen. Es ist einer dieser riesigen schwarzen Trucks mit getönten Scheiben. Genau einer derjenigen, die mich zwei Tage zuvor schon so gern als Fussgänger bei der Straßenüberquerung überrollt hätten. Doch heute steht er in unserem Dienst. Wir halfen der zierlichen Frau mit dem Hochhiefen unseres mörderschweren Gepäcks in das rückwärtige Maul dieses elegantschwarzen und vor sich hinblubbernden Biestes. So frisst es unser Hab und Gut in seinen Kofferraum und wir steigen auf rückwärtigen sehr bequemen Ledersesseln zu. Die Fahrt zum Flughafen geht flott. Es gibt zwar Verkehr aber keinerlei Stau auf der gesamten Fahrt. Ein Blick zurück aus dem schwarzen Monster zeigt die Kulisse New Yorks vor morgengrauenden Himmel. Unser Fazit: Diese Stadt ist toll und wirklich einen Besuch wert und beschließen schnell, sie auf jeden Fall wieder einmal zu besuchen. „Mensch, das tun wir doch auch!“, denke ich sogleich. Wir werden aus New York ja wieder zurück nach Hause fliegen und werden dafür zwei Tage vorher anreisen. „Also dann New York, wir sehen uns wieder in einem Monat!“

Nach etwas über 40 Minuten Fahrt kommen wir am Terminal 2 des JFK Airports an. Ich bezahle per Kreditkarte direkt am Handy der Taxifahrerin. Durch einen winzigen am iPhone aufgesteckten Schlitz kann sie die Kredtkarte durchziehen und das Beste war, das dies sogar wirklich funktioniert. Im Terminal geben wir innerhalb weniger Minuten unser Gepäck auf und freuen uns schon, dass das Glück bezüglich Wartezeit offensichtlich wieder einmal mit uns zu reisen scheint. Ist es nicht wird uns bewusst, als wir uns dann an die „echte“ Warteschlange zum Sicherheitscheck anstellen. Anwesende Angestellte machten hier einen deutlich unentspannteren Eindruck. Sie riefen immer irgendwelche anderen Aufforderungen laut durch die Hallen des Terminals. Wir sollten Pässe und Bordkarten bereithalten, keine großen Flüssigkeitsmengen mitführen, die Schuhe ausziehen, vorhandenen Platz für die Schlangenbildung nutzen und vieles mehr. Es ist beeindruckend zu hören wie sie es schaffen Inbrunst, Lautstärke und Hektik in ihren Hinweisen so zu kombinieren, dass kein Fluggast sich ernsthaft trauen würde, etwas anderes zu tun. Selbst das Hündchen der Frau hinter uns steht schon ängstlich dreinschauend zwischen unseren Beinen.

Schließlich passieren wir den Check und gönnen uns noch Erdbeer-Smoothies zum als Stärkung für den Flug. Es dauert nicht lange bis wir dann aber auch schon zum Boarding der 717 mit interessanter „3Plätze-Gang-2Plätze“-Bestuhlung aufgerufen werden. Ich sitze am Gang in der Exit-Row, Tanja rechts neben mir. Der Sitz rechts neben ihr ist frei bzw. er fehlt völlig. Es ist das erste Mal für mich, dass eine Exit-Row genauso wenig Beinfreiheit bietet wie in den Reihen vor und hinter uns. Tanja darf sogar ihre Tasche unter den Sitz vor ihr verstauen. „Das  muss hier in der Reihe der Notausgangsplätze aber bestimmt gleich weg!“, meine ich noch zu ihr, was – wie sich später während des Fluges herausstellt – für als unwahr erweist. Stattdessen darf jeder einzelne Exit-Seat-Besetzer der Flugbegleiterin ihr mit einem deutlichen „Yes!“ quittieren, das wir uns über besondere Aufgaben im Falle des Notfall – wie dem Öffnen der Türen – vollends bewusst sind.

Die Zeit an Bord auf unserem We nach Charleston vergeht – haha -wie im Flug. Noch nicht einmal mit dem Schreiben meines Reiseblog-Berichts bin ich fertig geworden, als man uns der Captain mitteilt, dass wir bald da sind und uns wieder anschnallen sollen. Gefühlt stehen wir in einem Moment noch in der Warteschlange auf der Runway des JFK Airports für den Start und sind im nächsten bereits im Landeanflug auf Charleston. Wir touchen down und fahren zügig zum Terminal. Ein Blick aus dem Fenster zeigt es schnell und deutlich: Hier ist es nicht nur deutlich wärmer als in New York, sondern auch um einiges trockener als dort. Meine Cousine Verena und ihre kleine Tochter Vivien, die in diesem Jahr 3 wird, holt uns ab. Es ist so schön, sie hier bei ihnen zu Hause wiederzusehen, es ist unser erster Besuch in Charleston. Tanja und ich sind schon ganz neugierig wie sie hier in Hanahan South Carolina, zusammen mit Mann bzw. Papa Robert, dem Hund Jimmy sowie den Katzen Precious and Passion, so wohnen werden. Wir fahren keine 20 Minuten vom Flughafen zu ihnen nach Hause. Robert muss noch bis heute Abend arbeiten. So sie gibt sie uns erst einmal eine Führung durch ihr wirklich schönes, gemütliches und stilvoll eingerichtetes Haus und zugehörigem Garten. Da Haus  steht inmitten einer Anlage, die auch als gepflegte Ferienanlage durchgehen könnte. Als wir in Vivien’s großem Spielzimmer ankommen lerne ich etwas dazu: Wir stehen im FROG, dem Family Room Over Garage. Jeder hier hat so einen und er wird meist als Raum genutzt, der dem Spaß und der Unterhaltung dient.

Ich fühle mich etwas erschöpft und lege mich kurz aufs Ohr in einem eigens hergerichtetem Gästezimmer mit eigenem Gäste-Bad. Die Katze leisten mir wohlschnurrend angenehme Gesellschaft. Wieder auf den Beinen, werden wir von Verena in ihrem mehr als großzügigen Auto für einen Spaziergang in der Abendsonne ans Wasser gefahren und um Vivien ein wenig auf dem nahegelegenen Spielplatz herumtollen zu lassen. Doch dort gibt es laut Verena für diese Zeit jedoch ungewöhnlich viele Fliegen, die es uns schon bald kaum möglich machen, länger direkt am Wasser zu bleiben. Wir ziehen weiter durch auf wegen zwischen riesigen und alten Bäumen mit prächtigen und sehr geschichtsträchtigen Häusern, dazwischen, welche bei diesem Abendlicht den ganz besonderen und typischen Südstaaten-Flair versprühen. Begleitet wird unser Spaziergang durch diese atmosphärische Szenerie durch ein angenehm entspanntes Gespräch über Familie, Kinder und eigene schöne Erinnerungen aus den guten alten Zeiten in welchen wir selbst Kinder waren und prägende Erinnerungen gemeinsam teilen. Ein richtig schöner Abend ist das. Doch nun bekommen wir alle relativ zeitgleich plötzlichen Hunger. Wir packen uns ein und fahren zu einem Supermarkt in der Nähe. Die Mädels schauen nach dem, was der eigentliche Grund unseres Besuchs hier ist: Für das Abendessen einzukaufen. Ich bekomme so die Chance mit Vivien in ihrem Lieblingseinkaufswagen, der in Teilen aussah wie ein Auto, durch die Aufsteller der Verkaufsfläche zu brausen. Vivien lenkt an den Lenkrädern, die dieser Wagen ebenfalls hat, und lehnt sich bei meinen Manövern proffessionell in die Kurven. Schnell haben wir alles was wir brauchen und fahren nach Hause.

Robert ist von der Arbeit zurück sodass wir wenig später alle zusammen Verenas leckeres Abendessen genießen können, was sie bei all unseren Gesprächen scheinbar ganz nebenbei so hingezaubert hat. Bei Vivien kam unser Mitbringsel aus Deutschland indes gut an. Von den bunten Malstiften, mit denen man auch auf Fensterscheiben kreativ werden konnte – machte sie an den Glastüren zur Terrasse gleich fleissig Gebrauch. Mit dem schönen Gefühl angenehmer Sättigung nahm sich unserer nun auch eine frappierend heftige Müdigkeit in Beschlag, welche uns gerade noch ordentlich „Gute Nacht!“ sagen und die verbleibenden Meter zum Bett finden lässt.

Andreas

Wow 5 Wochen!!! Nach der Hochzeitsreise von Tanja und mir vor drei Jahren in Neuseeland dachten wir eigentlich, dass wir nicht wieder die Gelegenheit bekommen würde nochmal ähnlich lange am Stück auf Reisen zu gehen. Doch sie kam erneut und wir werden sie nutzen, um die Ost- und Westküste der USA sowie Hawaii zu besuchen. Es lässt sich kaum beschreiben, wie sehr wir uns darauf freuen.

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Andreas

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